EURYDIKE REVISITED
Tanztheater von editta braun company zum Theatertext von Barbara Neuwirth
im Rahmen des ART CARNUNTUM FESTIVALS
Schloß Petronell
11. Juni, Beginn 21:00
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Barbara Neuwirths auf ihrem Theaterstück EURYDIKE basierender, für Editta Brauns Tanzcompany geschriebener Persephone-Monolog erlebte seine Uraufführung im Jänner 2005 im Rahmen des CREATIVE-FORUM-FESTIVALS im Arts Center der Bibliothek von Alexandria/Ägypten. Die Österreichpremiere erfolgte beim Art Canuntum Festival im Schloss Petronell.

"Der Mythos von Orpheus und Eurydike – man meint ihn zu kennen und war doch immer schon irritiert, warum Orpheus bei der Befreiung Eurydikes scheitert. Seine Liebe hat sich als schwach erwiesen, aber während Eurydike alles verliert, wird Orpheus dadurch aufs Podest des tragischen Helden erhoben.
Eurydike revisited beantwortet die Frage nach dem Warum mit dem männlichen Selbstverständnis von totaler Dominanz über das Geschehen und somit auch die Frau. Der für die Tanzinszenierung speziell geschriebene Monolog verwebt Eurydikes Schicksal mit jenem der von Hades geraubten und in die Unterwelt verschleppten Persephone.

Besetzung:
Magdaléna Caprdova – Eurydike
Kamil Warchulski – Orpheus
Patricia Böhn – Persephone
Editta Braun – Hermes, Hades
Schauspiel: Daniela Enzi - Persephone
Komposition: Thierry Zaboitzeff
Lichtdesign: Peter Thalhamer

EURYDIKE REVISITED ist eine Weiterentwicklung und Verdichtung des 3-Sparten-Projekts EURYDIKE, (Tanz / Schauspiel / Kammerorchester), das im Brucknerfest Linz 2004 uraufgeführt wurde.

 
     
EURYDIKE. Theaterstück.
von Barbara Neuwirth.

Uraufführung am 18. September 2004, 19:30 Uhr
Im Rahmen des Brucknerfestes 2004
Großer Saal des Brucknerhauses

Premiere am Schauspielhaus Salzburg,
Elisabethbühne am 23.09.2004 um 19.30 Uhr.

Weitere Aufführen am
25., 26., 27., 28., 30. September;
1., 2., 3., 4., 6., 7. 11., 12., 14., 15., 16., 17., 19., 20. Oktober;
jeweils 19:30.

PRESSE

Regie: Robert Pienz, Editta Braun.
Choreographie: Editta Braun.
Komposition: Thierry Zaboitzeff.
Ausstattung: Ragna Heiny.
Musikalische Leitung: Elisabeth Fuchs. Orchester: Junge Philharmonie Salzburg.
Lichtdesign: Thomas Hinterberger.
Tanz: Magdalena Caprdova, Andrej Petrovic, Juray Korec, Patricia Böhn
Schauspiel: Christoph Kail, Elke Hartmann, Daniela Enzi, Volker Wahl, Harald Fröhlich
Eine Kooperation von editta braun company, schauspielhaus salzburg, Brucknerfest Linz und Junge Philharmonie Salzburg.

Barbara Neuwirth Statement
"Eurydike – gäben wir ihr eine Stimme, was hätte sie zu erzählen von ihrer Liebe zu Orpheus und über ihre schreckliche Erfahrung im Hades? Denn die Erzählung von Orpheus, vielstimmig von den Poeten und Musikern wiederholt, ist zwar bekannt, aber doch nur die halbe Wahrheit. Und die Ergebenheit und das Warten auf die Erlösung hat vielen Frauen schon Enttäuschung gebracht ...
Eurydike, das Theaterstück, nimmt den Mythos ebenso ernst, wie es seine Grundstrukturen in spielerischer Weise in der Gegenwartsgesellschaft aufdeckt. Wird am Ende Orpheus immer noch der Held sein und Eurydike die Stickwortlieferantin für sein Schicksal, oder wird das Spiel eine neue Gewichtung anregen? Hören wir also auf Eurydikes Stimme und versuchen wir uns vorzustellen, was anders hätte sein können ..."

 

 


Harald Fröhlich (Hades), Daniela Einzi (Prospik), Foto Editta Braun.

     
     

ANTIGONE. UND WER SPIELT DIE AMME?
von Barbara Neuwirth / Erhard Pauer
nach Jean Anouilhs Antigone
als EIGENPRODUKTION THEATER DRACHENGASSE
www.drachengasse.at
Uraufführung 17. März 2003
Spielzeit 17. März–19. April 2003, Di-Sa 20 Uhr
Regie: Erhard Pauer
Ausstattung: Elisabeth Neururer-Binder
Es spielen: Astrid Herbich, Sebastian Huppmann, Susanna Schaefer, Jörg Stelling, Karl Wozek

Barbara Neuwirth: Noch immer Antigone
Ungeheuer ist viel / und nichts ungeheurer als der Mensch, lässt Sophokles in seiner Tragödie den Chor sagen. Und er führt uns einen Konflikt vor, in dem das Ungeheure sich niederschlägt in der Unerbittlichkeit einer Staatsmacht, die die traditionellen Verpflichtungen gegenüber Verwandten nicht mehr achtet. Kreon, der König ist, erhebt die Staatsmacht über das Gesetz der Götter. Das Unglück, das er damit beschwört, trifft auch ihn selbst und in Sophokles´ Stück trägt er schwer an der Erkenntnis seiner Schuld. Anouilh, dessen Fassung der Antigone während der NS-Besatzungszeit in Frankreich verfasst und uraufgeführt wurde, spinnt das Ungeheure weiter, holt es in unsere Zeit herein. Antigone beruft sich nicht mehr auf die Götter bei ihrem Tun und Kreon, ganz moderner Staatsmann, wendet sich angesichts des ungeheuerlichen Ausgangs seiner Machtdemonstration den Staatsgeschäften zu. Wieder verliert Antigone: den Streit mit dem mächtigen Mann und damit das Leben. Und irgendwie gewinnt sie trotzdem noch immer: Indem sie zum Zeichen für den Widerstand gegen Anpassung und uneinsichtiges Gesetz wird.
Anouilhs Antigone ist ein junges Mädchen, das nicht bereit ist, sich zu unterwerfen. Ihre Gefühle für das, was ihr wichtig ist im Leben, leiten ihr Handeln. Politisches Taktieren, politische Machtdemonstration können sie nicht beeindrucken. Wie anziehend und furchteinflößend ihre Konsequenz ist! Hier gibt es keine Zähmung der Widerspenstigkeit, kein Überzeugen durch gute Argumente.
Die individuelle Inanspruchnahme des Widerstandes fordert die Mächtigen heraus. Und je nach Art der Staatsmacht schlagen diese zurück: mit Hinrichtung, mit Gefängnisstrafe, mit Verleumdung, mit Verachtung, mit dem Vorwurf der Uneinsichtigkeit in notwendige gemeinsame Ziele. Kreon ist und bleibt der Vertreter dieser Menschen, die ein höheres Ziel behaupten, um die eigene Position nicht überdenken und revidieren zu müssen. Antigone tritt ihm entgegen mit der Macht der Freiheit.
Bei der Beschäftigung mit diesem vielschichtigen Stoff erfüllte auch mich oft Widerstand: Denn alles drängte mich dazu, endlich Antigone gewinnen zu lassen – indem Kreon die Freiheit des Menschen zu schätzen lernt und Abstand nimmt von der Macht um der Macht willen. Wenn er es schaffte, diese Leistung zu erbringen, dann wäre Antigones Leben gerettet – und er auch. Denn das ist Anouilhs Verführung: Weil er Kreon argumentieren lässt und seine Begründungen da und dort überzeugend sind, während Antigone außer ihrem Trotz gegen die eine, willkürliche Bestimmung des Regimes kein Argument einsetzt, verlockt er uns zu glauben, dass Kreon mehr Potential hat, sich selbst und die Welt zu verbessern. Antigone gibt nicht nach in dem Streit; sie verliert das Leben und ihr moralischer Gewinn ergibt sich ausschließlich aus dem Zeichen, zu dem sie selbst geworden ist. Gäbe sie nach, wäre sie zwar keine moralische Siegerin, aber wenigstens am Leben. Gäbe aber Kreon nach, wäre er moralischer Sieger und die Welt eine bessere. So möchte ich das Stück sehen: Als Beweis dafür, dass niemals Kreon zu Antigones Retter werden konnte, sondern immer nur Antigone zu seiner Retterin.


 
© Andreas Friess / CONTRAST